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Sehr geehrte Gäste,

ich möchte Sie begrüßen zu dieser eindrucksvollen Ausstellung und auch willkommen heißen im Namen von Joachim Dultz und seiner Frau Silvia.
Wir treffen uns hier im Rahmen der 2. Kunst und Kulturwoche und freuen uns mit Joachim diese schönen Räume mit nutzen zu dürfen.
Joachim Dultz ist in HU kein Unbekannter mehr, weder als Maler, noch als Organisator für Musikveransaltungen, und als Rezitator wird man ihn auch schätzen lernen.
Und da sind wir schon beim Thema.
Joachim ist immer in Bewegung, entdeckt in der Welt immer Neues Altes. Es geht bei ihm um das Zusammenspiel von Blickwinkeln, Sichtweisen und Möglichkeiten. Dieses zusammengenommen, entwickelt ein prozesshaftes Geschehen, treibt ihn an, bis dann wieder ein Neues entsteht, wie hier zu sehen, die Collagen, seine neuen künstlerischen Kompositionen.
Ich konnte an dem Entstehen dieses neuen Werkes in Zeitabständen teilhaben. Das Ungewöhnliche: nie sah ich eine Skizze, keine Vorlagen.
Er schöpfte aus seinem inneren Fundus.
Dazu muß man wissen, dass Joachim ein zeitkritischer Mensch ist, der aber als Künstler nicht den Zeigefinger erhebt, sondern das Augenzwinkern bevorzugt.
Themen, die unsere Gesellschaft produziert, betrachtet er kritisch und erzeugt durch seine Grafiken, Ölbilder und jetzt auch Collagen eigentlich eine journalistische Arbeit. Er benutzt seine Bildersprache, bedient sich der Realität und verdichtet sie dann.Täuschen sie sich nicht, das sind keine Fiktionen. Schauen Sie nachher genau hin. Es sieht nur beim oberflächlichen Hinsehen aus, wie eine neue Wirklichkeit.
Ich verspreche Ihnen, eine harmonische Weltsicht werden Sie nicht finden.

Seine Bilder sind nicht in einem Atelier entstanden, sondern man könnte sagen, in seiner Manufaktur. Sein Tun war ja nicht malen, sondern schneiden und kleben und das mit Haut und Haaren. Seine Musen stammen zum Teil aus den Niederungen der bunt bedruckten Blätter der Werbung, der Mode, der Börsenberichte, der Nachrichten. Dabei kam ihm zugute, dass er seit 30 Jahren originelle, obskure, manchmal sogar interessante Presseerzeugnisse sammelte. Geplündert wurden auch Bücher wie:
Schönes altes Europa, Anatomie für Künstler, Gartenbücher, Kalender.

Für eine Collage im A2 Format hat er ca. 2000 Seiten umblättern müssen, dann hat er ausgeschnitten. Sie müssen wissen, Joachim ist ein Perfektionist.Vielleicht können Sie sich dann vorstellen mit welcher Akribie der Prozess durchgeführt wurde.
Nach dem Ausschneiden hat er das Layout auf einen Hintergrund gebracht. Manchmal mussten neue Motive erblättert und hinzu geführt werden. Wenn er denn endlich, endlich zufrieden war, nahm er alle Einzelteile wieder von dem Untergrund und dann begann die schwierige Kleberei. Er beginnt mit dem Hintergrund und verzahnt die Motive oder auch die bildlichen Gedanken langsam in den Vordergrund. Auch wenn Sie genau hinsehen, es sind keine Ansatzstellen zu erkennen. Geschätzt benötigt er für eine A2 Collage 40 Stunden.

Beim Betrachten seiner Bilder kommt es darauf an, all die bunten Seins – Facetten des Lebens gedanklich zu aktivieren, dann erhält man den Zugang zu seinen Bildern. Also heute ist Arbeit gefordert von Ihnen. Der geübte Betrachter erkennt sofort seine surrealistische Ironie. Besonderer Hinweis auf Bild Nr 20, “Orthodogs“, da geht seine Ironie auch noch auf die Sprache über, damit bereitet er sich und uns ein wahres Vergnügen. Ich muß noch erwähnen, dass Joachim mit einem festen Titel und einem fertigen Bild im Kopf beginnt. Und das kann man sich an dem eben genannten Bild besonders deutlich machen.
Denkanstöße geben möchte Joachim, aber das Rien ne va plus gibt es nicht.

Seine Bildersprache folgt den gleichen Gesetzen wie unsere Umgangssprache. Sie formt sich immer neu. Die vorgefundenen Elemente dieser Welt verändern sich. Auch Joachims Realität formt sich durch Vorgefundenes zu einer immer neuen Realität, die aus den kritischen Betrachtugen entsteht..

Was ist mit dem“ Turmbau zu Babel“ Joachims Leitbild auf der Einladungskarte.
Begreifen Sie es als pure Provokation. Der Turmbau ist ein Symbol. Das Wort Babel kommt aus dem Hebräischen und bedeutet überfließen, verwirren, vermischen. Und in der Geschichte wurde die Vermessenheit der Bauherren, das gewaltige Gebäude immer höher und größer werden zu lassen,
damit bestraft, dass es zerstört wurde, und das sozusagen nichts mehr „lief“. In diesem Bild drückt Joachim seine Sorgen aus, die ihn immer wieder befallen. Die Frage lautet doch : Wie lange noch? Er setzt die Arche Noah in den Mittelpunkt des Bildes. Ende und Hoffnung zugleich? Ein Bild mit Geschichte und Geschichten.

Wenn sie zu den Bildern gehen, bleibt gar nichts anderes, als nachdenklich, aber auch schmunzelnd zu verweilen.
Ich lade Sie nun ein, Joachims Bühne zu betreten.

Herzlichen Dank für das Zuhören.

Die Rede wurde von Angelika Dubber, Galerie Sarafand, gehalten.